Im Stehen wie eine Chinesische Pfingstrose, im Sitzen wie eine Strauch-Pfingstrose, und beim Laufen wie die Blüte einer Lilie.
So will es ein japanisches Sprichwort bezüglich der Schönheitsideale einer Frau. Beim Stehen solle die Frau aussehen wie eine Pfingstrose in voller Blüte, wenn sie sitzt, zerbrechlich wie eine Strauch-Pfingstrose und beim Laufen anmutig wie eine Lilie.
Dass die Japaner mit der Pfingstrose mehr als nur vorübergehend vertraut sind, ist nicht verwunderlich. Sie stammt aus der Region. Die Pfingstrose wird seit über tausend Jahren in China kultiviert. Chinesische Gärtner züchteten aus der ursprünglich rot blühenden Art Sorten mit Blütenfarben von Weiß, Gelb bis hin zu Schwarzviolett. Zur Zeit der Song-Dynastie (961 bis 1278) hatten die chinesischen Züchter 39 verschiedene Sorten aus der Milchweißen Pfingstrose erschaffen.
Aber auch wild war sie zu finden, etwa als Strauch-Pfingstrose in Nordwestchina, im Tibet und in Bhutan. Dort wuchs sie in Bambusdickichten, im Unterholz der Wälder und auf Wiesen. Gibt dem Begriff Wiesenblumen eine ganz andere Bedeutung, nicht?
In der chinesischen Gartenkunst symbolisiert sie Reichtum, ein erfülltes Frauenleben voller Liebe, sowie die Sanftmut Buddhas.
Im Mittelmeerraum war sie schon lange bekannt, bevor sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach England importiert wurde. Schuld daran ist der griechische Arzt der Götter – Paian. Angeblich soll er mit der Pfingstrose Pluton, den Gott der Unterwelt geheilt haben, als dieser von Herakles im Krieg um Pylos verwundet wurde. Was ihm die Ehre einbrachte, die Pflanzengattung nach ihm benannt zu bekommen (Paeonia) . Der deutsche Name setzt sich aus den Wörtern „Pfingsten“ und „Rose“ zusammen. Ersteren bekam die Blüte, weil sie zu Pfingsten blüht, Letzteren, weil sie mit ihrer vollen Blüte einer Rose ähnelt. Ähnelt? Genau, die Pfingstrose gehört nämlich gar nicht zur Rosenfamilie.
Es gibt 32 verschiedene Päonien-Arten: Stauden und Strauch-Päonien. Staudenpfingstrosen teilt man in Wildarten, Edelpäonien und Hybrid-Päonien ein. Hybrid-Päonien sind Kreuzungen aus verschiedenen Wildarten oder Wildarten mit der Chinesischen Pfingstrose. Die bereits erwähnte Milchweiße Pfingstrose, sowie die sogenannte Gemeine Pfingstrose sind die beiden Ausgangsarten fast aller Kultur-Züchtungen.
Was den Göttern gut ist, muss den Menschen recht sein, dachten sich europäische Heiler. Benediktinermönche brachten sie – zu Heilzwecken – über die Alpen nach Mitteleuropa. Deswegen wurde die Pfingstrose manchmal auch Benediktinerrose genannt. Im Mittelalter wurde die Pfingstrose gegen Gicht, sowie Kinder- und Frauenkrankheiten eingesetzt. Den Werken von Hildegard von Bingen ist zu entnehmen, dass die Pflanze gegen Epilepsie und psychischen Problemen verabreicht wurde. Eine Kette aus den Samen fand Verwendung bei zahnenden Kindern. Eine Nachahmung empfiehlt sich nicht – denn die Pfingstrose enthält das Alkaloid Paeonin, das Vergiftung verursacht. Also nichts mit Heilung, statt dessen bekommt man zu seiner ursprünglichen Krankheit auch noch Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden mit Durchfall und Koliken hinzu.
Aber so richtig wollen Naturheilkundige die Pfingstrose doch nicht aus ihrem Repertoire streichen. In der Homöopathie wird sie etwa bei Hämorrhoiden verwendet.
Von den Klostergärten aus gelangte die Pfingstrose in die Bauerngärten, weil sie anspruchslos und langlebig ist. Die Gemeine Pfingstrose wird daher auch manchmal Bauern-Pfingstrose genannt.
Pfingstrosen bevorzugen einen windgeschützten Platz und mögen das Sonnenlicht am liebsten durch einen Baum mit wenig Laub gefiltert. Versetzungen schätzen Pfingstrosen überhaupt nicht – sie verweigern dann eventuell das Blühen.
Damit das aber nicht geschieht, hier ein paar Standort-Tipps:
Ein tiefgründiger Boden, da die Wurzeln der Pfingstrosen tief in die Erde wachsen. Bei einer Neuanpflanzung dürfen die Austriebsknospen des Wurzelstocks nicht zu tief eingegraben werden (etwa 5 cm), da die Staudenpfingstrose sonst nicht blüht. Strauch-Pfingstrosen dürfen ruhig etwas tiefer in die Erde (5-10cm). Pfingstrosen müssen nicht verjüngt werden. Man kann sie jedoch teilen und dadurch vermehren. Dies geschieht am besten im Herbst. Strauch-Pfingstrosen werden übrigens auf Staudenpfingstrosen angesetzt. Jetzt im Mai darf man das zweite Düngen nicht vergessen, und zwar mit einem Mehrstoffdünger mit Phosphor und Kalium nach der Blüte.