Der Weg von der Aussaat über die Keimung zur Pflanze
Die Keimzeit bezeichnet die Zeit, die das Saatgut vom ersten Impuls für das Wachstum (also dem Aussäen) bis zur Sprossenbildung benötigt. Die Keimung bildet den Startschuss der Keimzeit und beschreibt die Entwicklung einer Samenpflanze. Je nach Saatgut wird der Impuls für die Keimung von äußeren und inneren Veränderungen gestartet – von Frostperioden bis zu Waldbränden bilden verschiedene Ereignisse die Initialzündung für die Keimung und die anschließende Keimzeit. Die meisten Pflanzen benötigen für die Keimung bestimmte Voraussetzungen wie eine geeignete Temperatur, bestimmte Lichtverhältnisse oder ein ausreichendes Wasserangebot.
Was löst die Keimung aus?
Damit die Keimung beim Saatgut ausgelöst wird, müssen verschiedene Faktoren beachtet werden, die von der jeweiligen Samenart abhängen. So gibt es „Vorqueller“, die aufgrund ihrer harten und dicken Schale nur sehr langsam Wasser aufnehmen. Diese Samen werden vor der Aussaat in ein Wasserbad gelegt um die Keimung zu beschleunigen und damit die Keimzeit zu verkürzen. Die sogenannten „Lichtkeimer“ benötigen für ihre Keimung Licht und werden nur leicht in die Erde gedrückt. „Dunkelkeimer“ sind ihr Gegenpart. Sie keimen am besten unter Ausschluss von Licht und werden tiefer in die Erde eingebracht. „Warmkeimer“, wie es die meisten üblichen Gemüsesortenvon Tomate über Gurke bis hin zur Melone sind, benötigen für die Keimung mindestens Temperaturen von +5°C über einen längeren Zeitraum (bei einigen Arten liegt die Temperatur noch höher). Hitzeereignisse wie Waldbrände, Brände im Grasland oder Buschbrände hingegen benötigen die Samen der „Feuerkeimer“, wie die Echte Akazie, um ihren Dornröschenschlaf zu beenden. Die „Frostkeimer“ hingegen warten auf eine Kälteperiode um ihre Keimung zu aktivieren und den Startschuss für die Keimzeit zu setzen.
Was passiert in der Keimzeit?
Wurde die Keimung ausgelöst, bezieht der Keimling zunächst seine Energie aus Adenosintriphosphat (ATP). Dieses Molekül ist die Hauptenergiequelle von Zellen und besteht aus einer organischen Base, einem Zuckermolekül und drei Phosphatgruppen. Bei der Spaltung von ATP wird die Energie für die Keimzeit gewonnen. Der Samen beginnt nun Wasser aufzunehmen, dadurch quillt seine Schale auf und wird weich. Es bilden sich Enzyme, die Eiweiß, Stärke und verschiedene gespeicherte Stoffe in der Schale und im Keimling abbauen und verstoffwechseln. Mit dieser Kraft können sich neue Zellen bilden, die unter anderem die Keimwurzeln und das Keimblatt erschaffen. In den beiden letzten Schritten der Keimzeit entstehen die ersten zarten Sprossen und Wurzeln. Danach beginnt die Pflanze Nährstoffe und Wasser über die neuentstandenen Wurzeln aufzunehmen. Nun ist die Keimzeit abgeschlossen und die Pflanze bildet weitere Laubblätter aus, die ab jetzt die Sauerstoffversorgung übernehmen. Später bilden sich Blüten und Früchte an den Pflanzen.
Wie lange ist die Keimzeit verschiedener Saatgut-Typen?
Die Keimzeit der Samen verschiedener Pflanzen kann sehr unterschiedlich sein und ist auch für einzelne Arten kaum ganz genau festzulegen. Viele Faktoren spielen bei der Keimdauer eine tragende Rolle. So lässt sich die Keimzeit manchmal verkürzen, wenn die Samen in geeigneten Gefäßen auf der Fensterbank vorgezüchtet oder vor dem Einpflanzen in Wasser eingelegt werden. Hier sollte man sich in der Fachliteratur oder beim Händler informieren, welches Vorgehen für die jeweilige Pflanzenart geeignet ist. Gurkensprossen können bei günstigen Umgebungsfaktoren beispielsweise bereits nach drei bis fünf Tagen Keimzeit zu sehen sein, manche Pflänzchen brauchen aber auch über eine Woche. Tomaten benötigen je nach Art, Standort, Temperatur und Saatgutalter wenige Tage bis zu mehreren Wochen. Basilikum und Zucchini-Pflanzen benötig ebenfalls rund eine Woche bis die ersten zarten Sprossen zu sehen sind. Warum manche Samen mehr Zeit zum Keimen benötigen als andere, kann verschiedene Gründe haben. Nachzügler die länger brauchen gibt es bei den meisten Pflanzenarten. Auch etwas älteres Saatgut braucht mitunter einige Tage länger für die Keimzeit als frischere Samen. Fehler beim Standort, der Temperatur oder der Aussaat (beispielsweise zu tief) können ebenfalls die Keimzeit verlängern oder die Keimung ganz verhindern.
Keimfähigkeit von Samen
Die Keimfähigkeit eines Saatgutes bezeichnet die Fähigkeit der Samen unter den für ihre Art günstigen Faktoren zu keimen. Sie nimmt zudem Einfluss auf die Keimzeit und die Qualität der Keimlinge. Nur Pflanzensamen die keimfähig sind, können Keimlinge bilden. Samen die aus verschiedensten Gründen diese Fähigkeit eingebüßt haben, werden auch als taub bezeichnet und aussortiert. Die Keimfähigkeit des Saatgutes hängt unter anderem von der Dauer seiner Lagerung, den Bedingungen seiner Lagerung und der Pflanzenart ab. Die Keimfähigkeit eines Saatgutes wird in Prozent angegeben. Steht auf einer Samenverpackung beispielsweise, dass die Keimfähigkeit bei 85 Prozent liegt, heißt das, dass im Durchschnitt 85 von 100 Samen keimen. Diese Zahl wird auch Keimrate genannt. Die übliche Keimrate liegt zwischen 30 und 90 Prozent. Bei einer Keimrate unter 50 Prozent gilt die Keimfähigkeit als gering. Die Keimfähigkeit der Samen ist somit die Basis für die Keimung und die damit verbundene Keimzeit.