Obstgehölze

Die botanische Zugehörigkeit von Pflanzen weicht nicht selten von dem Volksmund ab. Vieles fällt für uns ganz einfach in die Kategorie Obst, wie z.B. HeidelbeerenErdbeeren und Co. So gesehen ist die Himbeere oder Brombeere ein Obstgehölz, da sie verholzende Pflanzen sind, die „Obst“ tragen. Eigentlich sind sie aber Sammelsteinfrüchte.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass alle ObstbäumeObstgehölze sind.

Der Gehölzschnitt

Um einen fachgerechten Gehölzschnitt vornehmen zu können, muss man die biologischen Eigenschaften und das Wachstumsverhalten einer Pflanze kennen. Wenn man sich in die Entwicklung eines Obstbaumes einmischt, ist es wichtig, das eigene Tun zu reflektieren und die Ergebnisse einer Schnittmaßnahme zu beurteilen. Fakt ist: Es findet Jahr um Jahr zunächst immer nur eine Annäherung an das gewünschte Ergebnis statt. Man darf dem Baum nicht zuviel zumuten oder ihn mit Fehlern beim Schnitt unbewusst in eine völlig ungewünschte Richtung treiben.

Vor dem Schnitt steht die Entscheidung, was aus dem Obstbaum werden soll: Hochstamm, Halbstamm oder Buschbaum? Danach richtet sich auch die Ausführung der Schnittmaßnahmen.

Obstgehölze schneiden

Obstgehölze haben meistens eine natürliche Pyramidenform. Der Haupttrieb wächst am stärksten und reiht um sich die Seitentriebe, die teils waagerecht, teils senkrecht wachsen. Der Haupttrieb ist für den Baum dabei übrigens nicht sein Leben lang derselbe. Sollte der Haupttrieb wegen Krankheit oder Beschädigung ausfallen, so wird einfach ein anderer Trieb zum Haupttrieb. So wird für den Baum das Höhenwachstum gewährleistet. Schließlich steht ein Baum in ständiger Konkurrenz um Licht. Er will immer „ganz oben mitmischen“.

Beim Schnitt muss diese Tendenz unbedingt mit einbezogen werden. Die Spindel oder der Schnurbaum (hier wachsen die Früchte direkt am Stamm) kommen der natürlichen Pyramidenform sehr nahe. In dieser Form bekommt jede einzelne Frucht ihren Anteil Sonnenlicht.

Außerdem ist zu beachten, dass verschiedene Obstsorten unterschiedliche Zeitpunkte für ihren Schnitt bevorzugen (z.B. ist für kleinfrüchtiges Kernobst ein Schnitt im frühen Winter besser geeignet und für großfrüchtiges Kernobst ein Schnitt im späten Winter).

Für jede Obstsorte muss individuell entschieden werden, wann und wieviel geschnitten wird. Beispielsweise ist es sehr unvorteilhaft, einen Apfel ‚Boskoop‘ zu stark zu schneiden, da dies dazu führt, dass die wenigen verbliebenen Früchte riesengroß werden. Bei anderen Sorten, wie dem Apfel ‚Elstar‘, gibt es so genannte „Mastjahre“. Der Baum trägt in dem einen Jahr vielleicht gar keine Früchte und im Folgejahr plötzlich so viele, dass man nicht weiß, wohin mit dem Segen. Hier sollte mit dem Schnitt abgewartet werden, bis sich die Blütenknospen zeigen. Dann kann eingeschätzt werden, wieviel geschnitten werden kann.

Schnitt und Schnittzeitpunkt

Es gibt ein Paar Regeln, an die sich der Baum hält: je stärker der Schnitt, desto stärker ist auch das Wachstum im Folgejahr, desto weniger Blütenknospen bildet er aus und desto geringer ist der Ertrag bei größeren Früchten. Bei einem schwachen Schnitt liegen gegenteilige Ergebnisse vor: das Wachstum ist schwächer, es gibt mehr Blütenknospen und höhere Erträge bei kleineren Früchten.

Für den Gärtner gilt: lieber wenige, starke Schnitte, als viele kleine. Immer wieder sollte während der Schnittarbeiten Abstand genommen und das Zwischenergebnis betrachtet werden. Ist die Pyramidenform schon erreicht? Was stört an diesem Bild noch?

Nach innen wachsende Triebe, tote oder kranke Triebe, Triebe aufgrund vegetativer Vermehrung in unmittelbarer Nähe des Stammes und aneinander reibende Äste werden entfernt. Wenn Triebe bzw. Äste in Konkurrenz zueinander stehen, wird immer der mit der minderen Funktion entfernt. Sehr tief hängende Äste, dessen Früchte voraussichtlich am Boden schleifen werden, werden ebenfalls entfernt. Auch die Entfernung schon stärkerer Äste, die aber schlecht belichtet sind, kann den Baum ein ganzes Stück nach vorn bringen. Und nicht zuletzt sollten Äste im oberen Drittel des Baumes entfernt werden, wenn sie mehr als halb so dick sind, wie der Haupttrieb.

Wichtig zu wissen ist bei alledem, welche Äste Fruchtholz darstellen, und welche „nur“ die Blätter tragen. Auch hier bestehen Unterschiede zwischen den Sorten. So sind lange Triebe (über einen halben Meter) bei Kernobst keine tragenden Triebe, bei Steinobst schon.

Der beste Zeitpunkt für den Schnitt kann ebenfalls je nach Obstsorte völlig unterschiedlich ausfallen. Der Winterschnitt (ca. November bis März) gilt allgemein als Standartmaßnahme. Er sollte nicht unter 4°C vorgenommen werden. Der Winterschnitt hat einen starken Austrieb im nächsten Jahr zur Folge, weshalb er bei ohnehin schon kräftig wachsenden Bäumen nicht angewendet werden sollte.

Der Sommerschnitt kann eine Beruhigung stark wachsender Bäume mit sich bringen (um stark wachsende Bäume etwas zu hemmen eignet sich auch ein Wurzelschnitt). Es gibt außerdem eine bessere Wundheilung. Er wird nur bei Bäumen in belaubtem Zustand durchgeführt. Im Folgejahr ist mit weniger Austrieb zu rechnen, wobei die Erträge größer werden. Einige beteuern außerdem, dass der Schnitt im Sommer ein besseres Gleichgewicht zwischen Früchten und Holzmasse erwirkt.

Werkzeuge

Für den Schnitt von Obstgehölzen eignen sich die üblichen Handscheren (Gartenschere, Rosenschere) und für stärkere Äste verwenden wir eine Astschere. Dies ist eine Zweihandschere mit großem Hebel. Außerdem können Klappsägen zum Einsatz kommen. Die Werkzeuge sollten vor dem Schnitt gereinigt und desinfiziert werden!

Auf keinen Fall vergessen werden darf der Wundverschluss. Nachdem ausgefranste Schnitte (jeder Schnitt sollte einen minimalen Querschnitt haben, um die Angriffsfläche für Pilze etc. so klein wie möglich zu halten) geglättet sind, muss die Wunde mit einem geeigneten Wunderschlussmittel versorgt werden.

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