Chinesische Kräuter

Auf der ganzen Welt wachsen und gedeihen Kräuter und werden von Menschen als Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen verwendet, jedoch sind das Wissen um ihre heilende Wirkung und die Vielfalt der Arten nirgendwo so groß wie in China. Im Reich der Mitte werden Heilpflanzen seit Jahrtausenden eingesetzt, um Krankheiten zu vermeiden und zu behandeln. Bis heute hat sich ein einzigartiger Erkenntnis- und Erfahrungsschatz angesammelt, aus dem sich auch Besonderheiten der chinesischen Kultur ableiten lassen.

Erstmals schriftlich erwähnt wurden chinesische Kräuter vor mehr als 3.000 Jahren im „Buch der Lieder“. In der Schrift „Die Medizin des Gelben Kaisers“ zu Beginn unserer Zeitrechnung finden sich erste Theorien und Rezepturen. Vor rund 1.000 Jahren erfolgte dann im „Yao Xing Ben Cao“ (Materia Medica der medizinischen Eigenschaften) eine Verbindung zwischen den Eigenschaften der Kräuter und ihren therapeutischen Effekten. Heute stehen umfassende Kompendien zur Verfügung, darunter das 1977 veröffentlichte Werk „Das Große Lexikon der Chinesischen Heilmittel“, das 5.767 Arten von Heilkräutern beschreibt und abbildet.

Chinas geomorphologischen und klimatischen Besonderheiten bieten überaus günstige Bedingungen für das Wachstum unterschiedlichster Kräuter. Allein für die Provinz Sichuan, eine der artenreichsten Regionen der Welt, wurden vor einigen Jahren in einer Studie 4.100 arzneilich genutzte Pflanzen ausgewiesen. Insgesamt sind heute etwa 10.000 verschiedene Arten bekannt, etwa 600 davon kommen regelmäßig in der chinesischen Medizin zum Einsatz, die seit einigen Jahren mit dem Begriff „Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM) von der westlichen Medizin abgegrenzt wird.

Die Pflanzentherapie der TCM beruht – anders als die westliche Kräuterkunde – auf der energetischen Wirkung der aromatischen Gewächse. Das Temperaturverhalten der Kräuter und in welchen Energieleitbahnen sie wirken, ist entscheidend für ihre Auswahl. Jede Pflanze wird ihrer Temperatur entsprechend charakterisiert (kalt, kühl, neutral, warm, heiß) und besitzt eine Geschmacksrichtung (bitter, sauer, süß, scharf, salzig). Meist werden verschiedene Kräuter bzw. einzelne Pflanzenbestandteile wie Blüten, Blätter, Wurzeln, Saft oder Samen zu einer Rezeptur zusammengefügt. Bisweilen kommen noch Mineralien wie Muschelkalk und Fluorkalzium sowie einzelne tierische Bestandteile von Insekten und Würmern hinzu. Derartige Kombinationen sollen die Heilwirkung der Kräuter noch verstärken.

Mit dem zunehmenden Wunsch nach alternativen, „sanften“ Heilmethoden wächst seit einigen Jahren in der westlichen Welt das Interesse an chinesischen Heilpflanzen. Rund 2.000 Tonnen gelangen mittlerweile jährlich nach Europa. Allerdings sind die importierten Pflanzen oft mit Schadstoffen belastet und halten den üblichen Untersuchungen beispielsweise auf Pflanzenschutzmitteln, Schwermetallen, mikrobiologischen Verunreinigungen oder Radioaktivität vielfach nicht stand. Biologisch-dynamischen Anbau für Heilkräuter gibt es in China nach wie vor kaum. Im Gegenteil fördert das boomende Heilkräutergeschäft in Europa das Entstehen von umweltbelastenden Monokulturen im Reich der Mitte.

Landwirtschaft und Gartenbau in Deutschland haben auf die Qualitäts- und Beschaffungsprobleme reagiert und bemühen sich zunehmend um den Eigenanbau von besonders häufig verwendeten TCM-Pflanzen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) führt beispielsweise seit 1999 im Rahmen eines interdisziplinären Projektes Anbauversuche mit ausgewählten chinesischen Heilpflanzen unter hiesigen Anbaubedingungen durch. Eine erste züchterische Bearbeitung erfolgt seit 2004 an sechs Arten zur Wurzel- und Krautgewinnung. Gleichzeitig unterstützt die LfL den 2005 begonnen Praxisanbau von inzwischen zwölf Arten durch Beratung und Qualitätsuntersuchungen.

Daneben bieten heute einige Gärtnereien und Baumschulen ein beachtliches Angebot an Saatgutund Pflanzen für den Endverbraucher. Großer Beliebtheit unter Hobbygärtnern erfreut sich beispielsweise die chinesische Rankpflanze Jiaogulan (Gynostemma pentaphyllum), auch Kraut der Unsterblichkeit genannt. Sie soll besonders vor Krebs schützen, aber ebenso gegen Stress und Schlaganfall wirken sowie Herz und Immunsystem stärken. Nachgefragt wird oft auch der chinesische Götterbaum (Ailanthus altissima), der mancherorts inzwischen wild wächst. Blätter und Rinde sollen das Herz beruhigen sowie krampflösend und gegen Durchfall wirken. Aufgrund seines Gehalts an Antitumorlactonen wird er zudem in der Krebstherapie verwendet. Ein weiteres Beispiel für die fortschreitende Erfolgsgeschichte chinesischer Kräuter in Deutschland ist der chinesische Surenbaum (Toona sinensis), dessen Schößlinge als Gemüse mit heilkräftigender Wirkungen immer beliebter werden. Die Gojibeere nutzen die Chinesen traditionel gegen hohen Blutdruck und Blutzucker, bei Augenproblemen und zur Unterstützung des Immunsystems. Das in China fast an jeder Ecke erhältliche Mittel gegen Stress sind die Früchte des Chinesischen Limonenbaums, auch Fünf-Geschmäcker-Frucht, Wu-Wei-Zi oder Chinabeere genannt.

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