Nadelbäume bestimmen – Nadeln, Zapfen, Borke und Harz
Für die Bestimmung von Nadelbäumen (Koniferen), können verschiedene Anhaltspunkte hilfreich sein. Erfolgversprechend ist zunächst ein Blick auf die Nadeln oder die Zapfen, sie geben einen ersten augenscheinlichen Anhaltspunkt über die jeweilige Koniferenart. Zusätzlich können ggf. die Blüten und die Borke in die Bestimmung einfließen.
1. Tanne
Die einheimischen Tannen tragen eine konische Krone und besitzen eine schuppige Borke. Ihre grünen Nadeln sitzen direkt auf den Ästen und haben auf der Unterseite zwei hellere Streifen vom Fuß zur Spitze. Die Zapfen lassen sich nur auf den oberen Ästen des Baumes finden und sitzen mit der Spitze nach oben auf. Die Form und Farbe der Tannzapfen kann je nach Art stark variieren.
2. Fichte
Eine spitz zulaufende Krone zeichnet die Fichten aus. Je nach Art besitzen sie immergrüne Nadeln, die im Querschnitt viereckig oder breiter als höher sind. Die Nadeln der Fichten sind relativ kurz und können sehr stark stechen. Die Zapfen bieten Farben von Rot bis Blau und sitzen hängend an den Zweigen.
3. Kiefern
Abhängig von ihrer Art können Kiefern sowohl Sträucher als auch Bäume sein. Die Borke ist schuppig oder glatt. Die langen, saftig grünen Nadeln wachsen im Verbund und nicht einzeln am Zweig. An der Spitze der Zweige wachsen aufrecht die bis zu 60 Zentimeter langen, eiförmigen Zapfen.
4. Lärche
Die Nadeln der Lärche verfärben sich im Herbst und werden abgeworfen. Die Zapfen können oval oder fast rundlich aufrecht auf den Zweigen sitzen und sind im reifen Zustand bräunlich.
5. Eibe
Die besonders schattenverträgliche Europäische Eibe steht in Deutschland auf der „Roten Liste der gefährdeten Arten“. Sie verfügt über sehr weiche und biegsame Nadeln mit einer dunkelgrünen Oberseite und einer helleren Unterseite. Die Eibe besitzt knospenartige, kleine Blüten und rote, beerenartige Samenmäntel. Vorsicht: Teile der Eibe sind giftig!
6. Zypressen
Die Zypressen zeichnen sich durch ihre schuppigen Nadeln und die kleinen Zapfen, die wie Kugeln an den Zweigen sitzen, aus. Es gibt sowohl strauchig wachsende als auch hochstämmige Zypressensorten.
Wie unterscheiden sich Nadelgehölze von Nadelbäumen?
Bei den Nadelgehölzen handelt es sich im weitesten Sinne ebenfalls um Nadelbäume. Die Nadelgehölze fassen in ihrer Definition jedoch zusätzlich zu den hohen Bäumen ebenfalls die strauchig wachsenden flachen und mittelhohen Koniferen mit ein. Es gibt Nadelgehölze, die Gärtner durch ihren besonders langsamen Zwergwuchs erfreuen und auch in Kübeln gepflegt werden können. Die kleineren, buschigen Koniferen eignen sich um als Solitärpflanze einen immergrünen Blickfang im Garten zu bieten oder um als Hecke eine natürliche Begrenzung darzustellen. Nadelgehölze bieten sich, im Gegensatz zu den hohen Nadelbäumen, auch für die Pflanzung in Gruppen an. Allen Nadelgehölzen bleiben aber die allgemeinen Erkennungsmerkmale der Koniferen, wie die Nadeln und die Zapfen, gemein und sie können je nach Art auch Harz produzieren.
Wissenswertes über den Harz von Nadelbäumen
Nadelbäume oder Nadelgehölze sind in unseren Breitengraden die einzigen Pflanzen, die Harz produzieren. Ein Produkt aus dem Harz von Kiefern, Fichten und Tannen kommt unbemerkt häufig zur Anwendung: das Kolophonium. Dieser Destillationsrückstand des natürlichen Harzes wird unter anderem beim Löten und in der Elektronik eingesetzt, zu Geiger- und Bogenharz verarbeitet, ist in Farben und Lacken zu finden und kann auch als Räucherwerk zum Einsatz kommen. Die „Backe“, die beim Handball als Haftstoff für den Ball genutzt wird, sowie beim Klettern oder im Bereich des Gewichthebens, kann ebenfalls auf Kolophonium basieren. Bernstein ist jedoch wohl der bekannteste und begehrteste Harz. Es wird vermutet, dass dieser ausgehärtete, fossile Harz von einer prähistorischen Koniferenart stammt. Frischer Harz ist flüssig, im Laufe der Zeit wird er jedoch immer zäher und härtet aus. Dies geschieht durch verschiedene chemische Reaktionen und die Verdunstung der im Harz enthaltenen aromatischen Verbindungen. Die zähe Flüssigkeit lässt sich nicht mit Wasser, dafür aber mit Öl und Alkohol lösen.
Harzproduktion von Koniferen zum Wundverschluss
Nadelbäume produzieren Harz durch die Epithelzellen in den Harzkanälen. Ob diese dicker oder dünner sind, hängt von der jeweiligen Koniferenart ab. Die Kanäle können sowohl horizontal als auch vertikal zur Stammachse verlaufen. Harz wird von den Nadelbäumen ausgeschieden um Wunden zu verschließen. Die Epithelzellen können durch die Aufnahme von Wasser anschwellen und den Harz so an die beschädigte Stelle drücken. Bei Verletzungen kurbeln Nadelbäume die Harzproduktion an – dieser Harz wird dann pathologischer Harz genannt.
Gibt es harzlose Nadelbäume?
Die meisten bekannten einheimischen Nadelbäume verfügen über Harzkanäle, dazu zählen beispielsweise die Kiefer und die Fichte. Im Gegensatz dazu besitzt die Eibe zwar die für die Koniferen üblichen Nadelblätter, hat aber keine Harzkanäle. Der Wacholder mit seinen schuppigen immergrünen Nadeln und den runden Zapfen, die wie Beeren aussehen, produziert ebenfalls keinen Harz. Ein Sonderfall ist die Tanne, denn sie produziert zwar in ihrem Holz keinen Harz, in ihrer Rinde ist er jedoch zu finden. Harz wird übrigens nicht nur von den einheimischen Nadelbäumen, sondern auch von einigen tropischen Laubgehölzen, wie den Meranti, hergestellt.