Ein Schnitt bringt vor allem zwei Dinge für eine Pflanze: Luft und Licht. Bei beerentragenden Pflanzen, deren Früchte wir ernten möchten, ist viel Licht besonders wichtig. Denn je mehr Licht die Früchte bekommen, desto größer und aromatischer werden sie zumeist.
Besonders an Beerensträuchern ist, dass die natürliche Verjüngung durch den Neuaustrieb aus einer bodennahen Basis erfolgt.
Der beste Zeitpunkt für die Schnittmaßnahmen variiert je nach Art. Das Prinzip ist, jährlich alte Äste zu entfernen. So haben neue Triebe mehr Platz zum wachsen und die fruchtenden Ruten bekommen so viel Luft und Licht, wie sie benötigen. Aber auch nicht alle jungen Äste dürfen am Strauch verbleiben.
Nachfolgend sollen ein paar Beispiele beschrieben werden.
Brombeeren schneiden
Obwohl sich Brombeere und Himbeere sehr ähnlich sehen und auch sehr ähnlich sind, ist der Umgang mit ihnen bezüglich des Schnittes verschieden.
Für Brombeeren ist es wichtig, dass die abgetragenen Ruten, die im Winter abgestorben sind und braun und trocken aussehen, nahe dem Boden abzuschneiden. Die Jahreszeit ist also das Frühjahr. Aus dem Boden kommen dann neue Triebe. Die Jungruten sind saftig hellgrün. An ihren Seitenzweigen entstehen die Blütentriebe, die die Früchte tragen werden.
Brombeeren ranken! In „der Wildnis“ erscheinen sie häufig als kriechende, bodenbedeckende Dornenlabyrinthe. Daher benötigen sie für eine praktische und ansehnliche Kultivierung im Garten ein Gerüst, an dem sie entlang ranken können.
Pro Schnitt (also einmal jährlich) sollten etwa 5 bis 6 von den aus einer Basis entspringenden Ruten pro laufenden Meter stehen gelassen werden.
Himbeeren schneiden
Bei den Himbeere gibt es einmal tragende und zweimal tragende Sorten.
Bei den einmal tragenden Sorten wird ganz ähnlich vorgegangen, wie bei der Brombeere. Allerdings belässt man 8 bis 10 Ranken pro laufenden Meter. Es ist darauf zu achten, dass zugunsten des Platzes auch junge Ruten entfernt werden. Auch der Zeitpunkt ist ein anderer: Himbeeren werden direkt nach der Ernte beschnitten.
Zweimal tragende Sorten benötigen kein Gerüst. Sie tragen schon in demselben Jahr, in dem die neuen Triebe erschienen sind, Früchte, die geerntet werden können. Nach der Ernte (August bis in den späten Herbst) werden diese Triebe zurück geschnitten. Es bilden sich wiederum neue Triebe, die Früchte tragen. Wenn diese dann ebenfalls geerntet sind, wird die gesamte Rute bodennah abgeschnitten.
Johannisbeeren schneiden
Auch hier gibt es Unterschiede bei den Sorten. Die roten und weißen Johannisbeeren tragen ihre Früchte an den mehrjährigen Trieben. Also an Trieben, die vor zwei oder drei Jahren gewachsen sind. Schwarze Johannisbeere trägt die Früchte zumeist an den ein- bis zweijährigen Trieben. Dementsprechend muss bei den Schnittmaßnahmen vorgegangen werden.
An der roten und der weißen Johannisbeere werden die Jungruten geschnitten. Nur etwa 4 bis 5 von ihnen werden für die künftigen Einträge stehen gelassen (diese sollten kräftig sein, aufrecht wachsen und gleichmäßig verteilt sein). Flachwachsende, schwache einjährige Triebe werden ausnahmslos bodennah abgeschnitten. Ebenso die alten Äste, die nurnoch wenig tragen.
Bestimmte rote Sorten treiben nur schwach neu aus. Ihnen hilft häufig ein starker Schnitt ins Holz, um Verzweigungen zu fördern. Bei einigen weißen Sorten kann dies auch der Fall sein.
Stummelschnitt und Sommerschnitt sind bei Johannisbeere allerdings zu vermeiden!
Bei der schwarzen Johannisbeere ist die Vorgehensweise wiefolgt: 5 bis 6 neue und 5 bis 6 alte Triebe, die gleichmäßig verteilt sind, werden belassen. Die schwachen Neutriebe werden alle entfernt.
Die Jahreszeit für einen Schnitt ist das Frühjahr (März). Wird die Johannisbeere als Hecke erzogen kann beim Schneiden darauf geachtet werden, dass sich die Zweige nicht berühren. Das beugt auch Mehltau vor.
Wenn sie regelmäßig beschnitten wird, kann die Johannisbeere bis zu 25 Jahre alt werden.
Stachelbeeren schneiden
Die Stachelbeere trägt die meisten Früchte an den bis zu dreijährigen Seitentrieben. Äste, die 4 oder 5 Jahre (oder älter) sind, werden bodennah abgeschnitten. Man erkennt sie an dem vergleichsweise sehr dunklem, bis zu schwarzem Holz. Jährlich werden nur 3 oder 4 kräftige neue Triebe stehen gelassen. Nach innen wachsende Äste werden immer entfernt. Geschnitten wird etwa im März.
Einige Sorten sind extrem anfällig gegen Mehltau. Bei diesen Sorten sollten die Spitzen abgeschnitten werden, da der Pilz sich hier sonst einnistet und nachfolgend wiederum auf die Blätter übergeht.
Fußstämme und Hochstämme bei Johannis- und Stachelbeeren schneiden
Bei Johannis- und Stachelbeere gibt es auch die veredelte Variante mit Kronenerziehung. Diese Beerensträucher haben dann eine „astfreie“ Zone, einen richtigen Stamm. Beim Schnitt ist auf ein gutes Gleichgewicht der Pflanze dringend zu achten. Lange Äste müssen eingekürzt werden, da sie sonst bei einer zu hohen Last durch die Früchte ausbrechen könnten. Auch hier ist Stummelschnitt zu vermeiden.
Das richtige Werkzeug
Um Beerensträucher richtig schneiden zu können, braucht man das richtige Werkzeug. Das wichtigste dabei ist, dass das Werkzeug scharf ist! Quetschungen sollten möglichst nicht entstehen.
Eine handliche Gartenschere ist für diese Arbeit gut geeignet. Ist der Beerenstrauch schon zu ausladend, um die Pflanze nur mit einer Gartenschere zu bearbeiten, bietet sich die Astschere an. Sie hat lange Griffe für ein besseres Erreichen der Strauchmitte und für einen größeren Hebel. Es kann ohne viel Mühe große Kraft aufgewendet werden. Das ersetzt häufig eine Handsäge.